Wo es sich genau befindet, darf aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden: Das börsennotierte Cannabis-Unternehmen Cantourage hat eine Produktionsstätte im beschaulichen Unterfranken. Vor Ort wird medizinisches Cannabis produziert.
Das jüngst in Kraft getretene Cannabis-Gesetz ist auch für die Medizinalbranche ein Glücksfall. Denn seit 1. April gilt Cannabis nicht mehr als Betäubungsmittel. „Es ist leichter geworden, ein Cannabis-Rezept zu bekommen, weil sich Ärzte dem Thema öffnen und mehr Ärzte verschreiben“, sagt Cantourage-Chef Philip Schetter im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. „Cannabis hat jetzt einen Status wie Ibuprofen 600. Es ist kein Betäubungsmittel, aber verschreibungspflichtig.“
Darüber hinaus öffnet sich dem Unternehmer auch ein neues Publikum. „Es gibt schon die ersten Konsumenten, die aus dem Schwarzmarkt ins medizinische System wechseln.“ Das habe nur Vorteile: „Das Produkt aus der Apotheke ist besser. Man weiß genau, was drin ist.“
Das an die Apotheken ausgelieferte Cannabis hat wie Lebensmittel einen Aufdruck mit den Inhaltsstoffen. Konsumenten sehen so etwa, wie viel THC-Gehalt das Cannabis hat oder woher es stammt. Cantourage baut nicht selbst an, sondern verarbeitet Hanfpflanzen von Partnern aus Uganda, Neuseeland oder Uruguay. „Die Qualität und der Wirkstoff sind konstant, man bekommt das gleiche Produkt“, erklärt Schetter. Auf dem Schwarzmarkt werden derweil gänzlich unterschiedliche und oft gestreckte Sorten angeboten.
Medizinisches Cannabis: So viel kostet das Gras aus der Apotheke
Auch beim Preis überzeuge Medizinisches Cannabis im Vergleich mit dem Schwarzmarkt. „Auf dem Schwarzmarkt sind wir aktuell – je nachdem, wo man wohnt – bei acht bis zehn Euro pro Gramm. Für ein minderwertiges Produkt, das ist verrückt.“ Cannabis aus der Apotheke koste je nach Sorte fünf bis 15 Euro pro Gramm.
„Für die Sorten, die man für 15 Euro pro Gramm bekommt, würde man im Coffee-Shop in Amsterdam wohl 30 bis 40 Euro zahlen“, meint Schetter. „Das ist fast aberwitzig, was da im medizinischen Bereich gerade passiert, dass die Produkte so günstig sind: deutlich günstiger als der Schwarzmarkt, deutlich günstiger als auf dem Freizeitmarkt.“ Wie sich die Preise bei den Anbauvereinigungen (Cannabis-Clubs) entwickeln werden, ist noch nicht voll absehbar. Erste Clubs teilten IPPEN.MEDIA mit, um die sieben Euro zu verlangen. Hinzu komme allerdings noch der Mitgliedsbeitrag.
Warum ist medizinisches Cannabis so billig? „Viele der Marktteilnehmer haben viel Geld aufgenommen und auf den Zukunftsmarkt Cannabis gewettet“, sagt Schetter. Bei vielen Unternehmen seien mehrere Millionen investiert worden. Deshalb würden viele Firmen ihr Geschäftsmodell aktuell an der Geschichte Amazons orientieren. Heißt: „Man macht das Produkt günstig, um Marktanteile zu bekommen und irgendwann dreht man dann die Schraube und macht Gewinne.“