
Die ersten Profiteure der Cannabis-Legalisierung kristallisieren sich heraus
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Seit dem 1. April darf in Deutschland legal gekifft werden. Bundesgesundheitsminister Lauterbach will zwar eine Cannabis-Industrie und die damit zusammenhängende Vermarktung hierzulande vermeiden. Dennoch zeigen sich bereits mehrere Gewinner der Legalisierung.
Northern Lights, Ghost Train Haze oder Hindu Kush – bislang waren sie nur unter mehr oder weniger vorgehaltener Hand auf dem Schwarzmarkt zu bekommen. Doch mit der Teillegalisierung von Cannabis werden Sorten wie diese nun rechtmäßig zugänglich.
Nicht nur Konsumenten können sich auf ein legales Angebot mit unterschiedlichsten Cannabis-Varianten einstellen. Auch zahlreiche Unternehmen und Start-ups sehen einen neuen Markt – auch wenn dieser wesentlich kleiner ausfallen dürfte, als von vielen in der Branche erhofft. Der Begriff Cannabis – das lateinische Wort für Hanf – wird sowohl für Marihuana als auch Haschisch benutzt. Marihuana sind die getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze, Haschisch ist das Harz.
Seit dem 1. April darf in Deutschland also legal gekifft werden. Das neue Cannabis-Gesetz sieht allerdings Einschränkungen für Nutzung und Handel vor. So dürfen Erwachsene ab 18 Jahren zwar Marihuana konsumieren, aber nicht vor Jugendlichen oder vor, in und in Sichtweite von Schulen und Sportstätten.
Zeitliche Einschränkungen gelten auch für das Rauchen der Droge in Fußgängerzonen. Bezogen werden darf das Kraut durch Eigenanbau von bis zu drei Pflanzen oder über sogenannte Cannabis-Klubs, die im Aufbau sind. Erlaubt ist Erwachsenen der Besitz von bis zu 50 Gramm trockener Cannabisblüte. Im öffentlichen Raum dürfen bis zu 25 Gramm mitgeführt werden.
Einen freien Verkauf von Cannabis in Shops sieht das Gesetz bislang nicht vor. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) betont, dass der Konsum durch die Legalisierung nicht kommerzialisiert werden solle. So macht Lauterbach in einem Video-Blog des Ministeriums deutlich, dass er in Deutschland keine Cannabis- und damit zusammenhängende Vermarktungsindustrie wie in den USA etablieren wolle.
In einem weiteren geplanten Schritt der Legalisierung – vom Ministerium auch als Säule zwei bezeichnet – soll allerdings auch der kontrollierte Verkauf von Marihuana in speziellen Shops in bestimmten Modellregionen getestet werden. Wann diese Versuche starten und wie genau diese ausgestaltet werden, kann das Gesundheitsministerium derzeit nicht sagen.
Der Geschäftsführer des Branchenverbands Cannabiswirtschaft, Jürgen Neumeyer, beobachtet dennoch bereits seit 1. April ein vermehrtes Wachstum in der Branche. „Beim Anbau von Cannabispflanzen sehen wir derzeit viel Dynamik.“ Gefragt seien einerseits Experten zu Fragen des richtigen Anbaus.
„Aber auch Unternehmen, die etwa Hallen für den Anbau vermieten oder technisches Equipment wie Beleuchtung, Bewässerung, Schalt- und Sicherheitstechnik anbieten, profitieren bereits“, sagt Neumeyer. Zudem interessierten sich Baumärkte vermehrt dafür, technische Utensilien des Hanfanbaus in ihr Angebot aufzunehmen.
Folgen hat das neue Gesetz auch für den medizinischen Einsatz. „Die Verschreibung von Cannabis als Medikament wird für Ärzte nun wesentlich einfacher und unbürokratischer“, meint Neumeyer.
Wirtschaftlich interessanter für Firmen dürfte es jedoch erst mit der zweiten Säule der Legalisierung werden. Denn mit dem Verkauf in Shops ließe sich ein größeres Publikum ansprechen. So rechnet das britische Marktforschungsunternehmen Prohibition Partners ab dem Jahr 2026 mit Verkaufsumsätzen für Freizeitcannabis in Deutschland von mehr als 300 Millionen Euro.
Allerdings hängen diese Zahlen von den noch offenen politischen Entscheidungen zur weiteren regulierten Abgabe ab. Zum Vergleich: Für den Freizeit-Cannabismarkt in der Schweiz – wo Cannabis im Rahmen von Modellversuchen in mehreren Kantonen vertrieben werden darf – prognostiziert die Agentur für 2026 einen Verkaufsumsatz von rund 40 Millionen Euro, für die Niederlande – wo Cannabis toleriert wird – sind es etwa 162 Millionen.